Sieben Gedankenfallen

Transformation der sieben Gedankenfallen (gelb) in Potentiale (weiss)

Wenn der Kopf im Weg steht – und was dahinter steckt

Manche Grenzen entstehen nicht im Aussen, sondern in Ihrem Kopf. Sogenannte Gedankenfallen verwandeln Einzelfälle in Muster und Muster in Wahrheiten. Wer sie durchschaut, öffnet sich einen Raum, in dem neues Denken – und neue Führung – möglich wird.


Manchmal läuft alles rund – und trotzdem stockt etwas. Die Ziele sind klar, die To-do-Listen sorgfältig gepflegt, der Kalender gut organisiert. Und dennoch bleibt das diffuse Gefühl, als würde man sich selber immer wieder im Weg stehen.

Petra Bock hat für dieses Phänomen den Begriff „Mindfuck“ geprägt. Man kann sie auch Gedankenfallen nennen oder Störungs-Frames. Sie sind gut getarnt. Sie geben sich als Vernunft, Pflichtbewusstsein oder gesunde Skepsis aus. Gleichzeitig blockieren sie uns als Führungskraft zu vertrauen, unser Urteilsvermögen zu leben oder kreativ zu sein anstatt stur den Regeln zu folgen, die keine Lösung bringen.

Es gibt sieben wichtige Gedankenfallen.

  • Da ist der innere Druck, der unablässig zuflüstert, dass es nie genug ist, egal was Sie leisten.

  • Das Misstrauen, das alles hinterfragt – die anderen und im Stillen auch Sie selbst.

  • Die Selbstverleugnung, die dafür sorgt, dass Sie sich zuverlässig hinten anstellen, bis die Wünsche aller Mitarbeitenden und Vorgesetzten versorgt sind.

  • Die Bewertung, die Menschen und Situationen in Schubladen sortiert, noch bevor ein genauer Blick möglich wäre.

  • Die Übermotivation, die so viel auf einmal will, dass am Ende alles angefasst, aber wenig wirklich fertig wird.

  • Die Regelkonformität, die Sie verlässlich in der Spur hält, während Ihre Kreativität innerlich gähnt.

  • Und das Kopfkino, das aus einer Kleinigkeit ein Drama in drei Akten formt – mit Konflikten, Konsequenzen und Katastrophen, die im Aussen so gar nicht stattfinden.

Diese sieben Mechanismen sind keine Seltenheit, sondern Klassiker innerer Selbstsabotage. Sie kosten Kraft, Zeit und oft auch Freude an der eigenen Wirksamkeit. Aber – hinter jeder dieser inneren Blockaden steckt ein beachtliches Potenzial.

  • Der Druck, der Sie antreibt, kann zur klar ausgerichteten Antriebskraft werden, wenn er nicht mehr aus Mangel, sondern aus Haltung gespeist wird.

  • Oder Misstrauen, das alles zerlegt, kann sich zu gesundem Vertrauen wandeln, das prüft, ohne zu zersägen.

  • Aus Selbstverleugnung wächst, richtig umgesetzt, die Fähigkeit seine eigenen Interessen zu vertreten, seine Erwartungen als Führungskraft einzufordern. Das ist nicht zu verwechseln mit Egoismus.

  • Bewertung, die vorschnell urteilt, kann sich zu differenziertem Urteilsvermögen entwickeln, wenn Sie erst auf zehn zählen.

  • Übermotivation, die alles will und am Ende des Tages demotivierend wirkt, kann zur Motivation entwickelt werden, wenn Sie eine saubere Priorisierung haben.

  • Regelkonformität, die eng macht, enthält den Keim von Verlässlichkeit – eine Grundlage, aus der Kreativität sich bewusst entfalten kann.

  • Und aus dem Katastrophen-Kopfkino kann Entdeckungsfreude werden: die Fähigkeit, Ungewissheit nicht nur als Bedrohung, sondern auch als Möglichkeit wahrzunehmen. Denn 90% der erwarteten Problem treten nie ein!

Entscheidend ist also der Blickwinkel. Solange Gedankenfallen nur als Störung erlebt werden, bleibt der Fokus auf dem, was nicht funktioniert. Sobald sie als „Störungsframes“ verstanden werden – als Rahmungen, die etwas über alte Erfahrungen, Bedürfnisse und Schutzmechanismen erzählen –, eröffnen sie eine zweite Ebene: Sie markieren Stellen mit Entwicklungspotenzial.

Für eine erwachsene Führungspersönlichkeit ist das keine Hexerei. Wer in der Lage ist, einen Reiz wahrzunehmen, den eigenen Störungsframe zu erkennen und dann aus der erwachsenen Perspektive auf die Situation zu schauen, erweitert seinen Handlungsspielraum. Aus „Ich reagiere, wie ich immer reagiert habe“ wird „Ich sehe, was in mir anspringt – und kann anders handeln.“

So entstehen neue Wege in der Führung: weniger reflexhaft, weniger getrieben, dafür bewusster, klarer, verantwortlicher. Energie, die zuvor in inneren Blockaden gebunden war, wird frei und steht wieder für das zur Verfügung, wofür Sie eigentlich angetreten sind: gestalten, führen, wirksam sein.

In diesem Sinn: Die Kunst liegt nicht darin, Gedankenfallen zu vermeiden, sondern darin, ihr Potenzial für die eigene Führung nutzbar zu machen.

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Mathias Kühni
Executive Coaching
| equilibra

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